Heute möchte ich einige Gedanken über den Wandteppich „St. Georg“ von Wanda Bibrowicz/Max Wisclicenus teilen, der derzeit in der Sonderausstellung „Kunst und Krieg“ im Schlesischen Museum zu Görlitz ausgestellt wird.
Frau Dr. Johanna Brade hat es tatsächlich, wie "Indiana Jones auf der Suche nach dem Heiligen Gral" - es in einer Auktion gefunden und in seiner Heimat zurückgeholt. Die Geschichte der Suche und Fund dieses „Heiligen Georg“ – dessen urspünglicher Platz in Zittau war und nun ist er wieder im Schlesischen Museum, ist spannend. Und es ist nur einer von Dutzenden Schätzen, die in den Wirren des 20Jh verloren gegangen sind, und sie jetzt für das Museum hier wiederfindet und sammelt!
Aber nun zum Gobelin, worum ich hier schreiben möchte. Für mich ein Kunstwerk von enormem Wert! Nicht nur weil Wanda Bibrowicz, eine Polin und Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Breslauer Kunstakademie studierte, als dort der großartige Hans Poelzig Direktor war. Das war ausgesprochdn eine der besten Zeiten in der Breslauer Kulturgeschichte (neben der Barockzeit um 1715 und die Klassik um 1815), also wieder um 100 Jahren später, um 1915.
Wanda entwickelte diese faszinierende und unkonventionelle Beziehung zu Max Wisclicenus, der ihr Lehrer an der Akademie war, älter und bereits verheiratet. Die beiden Geister, die Polin und der Deutsche treffen in Breslau aufeinander und im Riesengebirge (wo dieser Wandteppich entstand, in Schreiberhau) inspirierten sich zu großartigen Werken. Wisclicenus malte viele Porträts von Wanda, einige davon als Pallas Athene (die Göttin Weberin). Wanda entwickelte diese Kunst der Wandteppiche und beide eröffneten schliesslich eine Werkstatt dafür in Pillnitz bei Dresden.
Inspiriert war Wanda von der Kunst des Mittelalters - wie so üblich bei Neoromantikern. Ritter, Volkslegenden, Natur und Mönche findet man so oft auf ihren Gobelins. Und das ist der dritte Grund warum mich Wanda und dieser Hl. Georg so sehr fasziniert. Ich bin ja eine Neoromantikerin, und ich sehe auch um mich alles magisch verwandelt und sublimiert - auf einer transzendentalen Ebene, der Symbole.
Dieser Hl.Georg war eine Zusammenarbeit zwischen Wisclicenus und Bibrowicz. Er zeichnete das Bild, Wanda verfertigte es. Schaut die Farben.... Wie der orangene Mantel (die Farbe der aufgehenden Sonne) den Ritter schützend umrahmt und das Pferd auch. Das weiße Pferd steht im Zentrum des Bildes und ist gemeinsamer Protagonist mit dem Ritter auf ihm. Meine Lieblingsrasse! der "Andalusier" wurde von spanischen Mönche im Mittelalter gezüchtet und hat in seinem DNA alles was auf der iberischen Insel je lebte, Kelten, Gothen, Germanen, Römer und auch einiges aus berberischen Pferden - der Andalusier war ein Kriegspferd! für mich Symbol des europäischen Geistes, des sich kriegerisch verteidigt.
Entschlossen stellt er sich den zwölf insgesamt Monstern, die aus Himmel (Vogel) und Erde (Schlangen) ihn angreifen - Nicht ein Drache wie üblich: die zwei Künstler sahen den griechischen römischen Soldat und Christlichen Heiligen Georg mit tausend Monster gleichzeitig kämpfen. Kein Wunder, es war 1917 und in der Welt lauerten alle mögliche Dämonen - im Westen mordete der Krieg auf der eine Seite Seelen und Soldaten ohne Mitleid, und im Osten setzten die Bolschewiken die Basis für künftigen Terror in Europa.
"Und wenn die Welt voll Teufel wär.... " diese Worte werden um Georg gewebt... aber wie würde die Ergänzung lauten?
Ich setzte mich vor dem Bild und meditierte lange Zeit, die Farben, Formen, Symbole betrachtend --- Was ich empfand kann ich in Worte schwer ausdrucken. Aber es ist klar dass das Bild und die Ausstellung nicht zufällig sind. Wir leben in Zeiten des Krieges, des Aufruhrs, des Todes und unsere Werte sind in großer Gefahr! Als Werte meine ich nicht nur den allerhöchsten Wert des LEBENS und des Friedens, die Natur, die Gesundheit. Ich meine auch unsere sogenannte westliche, europäische Werte, unsere Zivilisation, alles was wir in unserer langen Geschichte bis 2023 errungen haben: alles das empfinden wir alle als bedroht. Die Freiheit des Individuums, die Menschenrechte und Völkerrecht, die Basis unserer Kultur im griechisch-römischen Erbe und die christliche Ideale, die große Errungenschaft der europäischen Aufklärung, die Befreiung des Geistes, die Vision einer gerechteren Welt in der wir uns bewegen. Das alles gehört verteidigt - egal aus wievielten Seiten wir uns angegriffen fühlen: links, rechts, oben, unten, Westen, Süden, Osten: die Ergänzung des Zitats ist ..."wir schaffen das".
Bardzo interesujacy wpis . Wande Bibrowicz uznano za " Slaska Strazniczke Wiary Slowian ."