top of page
AutorenbildEleni Ioannidou

Lord Byron 200-Jubiläum | On Leaving Newstead Abbey


Lord Byron (22 Januar 1788 in London - 19 April 1824 in Messolonghi) schrieb sein erstes Gedicht im Alter von 19 Jahren. Es beginnt die Sammlung "Hours of Idleness" (Stunden des Müßiggangs), so etwas wie Eichendorffs „Tagebuch eines Taugenichts“, das 1807 als erste Gedichtsammlung des Künstlers veröffentlicht wurde, auch wenn er es nicht wollte.


Wie in jedem „Erstwerk“ eines Schriftstellers, das ich als „ersten Meilenstein“ auf seinem künstlerischen Weg bezeichne, können wir auch hier sehen, was ihn genau auf diesem künstlerischen Weg antreibt. In der Sammlung „Hours of Idleness“ verbindet der junge Byron seine eigenen Gedichte mit Nachahmungsversuchen römischer und griechischer Dichter der Antike; Viele dieser Gedichte sind erotisch.

Wie viele Romantiker seiner Zeit, Kinder der Aufklärung und der Klassik, war er vom antiken Erbe Europas fasziniert. Die Romantiker waren aber auch vom Mittelalter fasziniert, einem wichtigen Teil der Seele Europas. Tatsächlich ist das erste Gedicht dieser Sammlung ein Gespräch mit den Geistern seiner Vorfahren, bevor er das Anwesen der Familie verlässt. Lord Byron war das Kind einer Adelsfamilie mütterlicherseits (Gordons, eine schottische Adelsfamilie) und väterlicherseits (Byrons). Die Byrons besaßen das Anwesen Newstead Abbey, ein ehemaliges Augustinerkloster (Priorat der St. Mary, gestiftet im Jahr 1170), das zu seiner Zeit bereits zur Hälfte verfallen war. Noch heute beeindrucken die Ruinen der Kapelle die Besucher des Museums.


Zu seinen väterlichen Vorfahren gehörten Kreuzritter oder Ritter im Dienste der englischen Könige. Aber nicht jeder war nur tugendhaft und ritterlich. Sein Vater, John Byron, und Großvater John "Mad Jack" Byron, beispielsweise waren einerseits Soldaten, aber auch Lebemänner, die umstrittene Beziehungen zu Frauen hatten. Auch in der Seele des jungen Mannes kämpften diese beiden Geister, der Soldat und der Lebemann, zeitlebens miteinander. Er gab beiden Geistern eine Stimme. Einerseits als Knappe Child Harold, der wie die Kreuzfahrer auf den Spuren der europäischen Geschichte durch Europa Richtung Orient pilgert. Andererseits als rebellischer Lebemann, Don Juan oder Manfred.


Mit Hilfe von Peter Müller, dem Bruder von Heinz, der Englischlehrer in München ist, übersetze ich Byrons erstes Gedicht, eine kleine Hommage an den 200. Jahrestag seines Todes in Messolonghi am 19. April 1824.

Der junge Byron blickt wehmütig auf die Ruinen des zerfallenen Klosters und spricht mit den Geistern der Vąter. Ritter und Soldaten, die – wie er – von ritterlichen Idealen inspiriert waren und von denen heute nichts mehr übrig ist. Als er dieses Anwesen verlässt, drückt er den Wunsch aus, sie nicht zu enttäuschen, und möge sich eines Tages sein Staub mit ihrem vermischen.


Das Original:


On Leaving Newstead Abbey

Why dost thou build the hall, Son of the winged days? Thou lookest from thy tower to-day, yet a few years, and the blast of the desart comes, it howls in thy empty court.

OSSIAN


Thro´ thy battlements, Newstead, the hollow winds whistle;

Thou, the hall of my fathers, art gone to decay;

In thy once smiling garden, the hemlock and thistle

Have choked up the rose, which late bloom´d in the way.


Of the mail-cover´d Barons, who proudly to battle,

Led their vassals from Europe to Palestine´s plain,

The escutcheon and shield, which with every blast rattle,

Are the only sad vestiges now that remain.


No more doth old Robert, with harp-stringing numbers,

Raise a flame in the breast for the war-laurell´d wreath:

Near Askalon´s towers, John of Horiston* slumbers,

Unnerv´d is the hand of his minstrel by death.


Paul and Hubert too sleep, in the valley of Cressy,

For the safety of Edward and England they fell;

My fathers! The tears of your country redress you;

How you fought! How you died! Still her annals can tell.


On Marston**, with Rupert***, ´gainst traitors contending,

Four brothers enrich´d, with their blood, the bleak field

For the rights of a monarch, their country defending,

Till death their attachment to royalty seal’d.


Shades of heroes, farewell! your descendant, departing

From the seat of his ancestors, bids you, adieu!

Abroad, or at home, your remembrance imparting

New courage, he’ll think upon glory, and you.


Though a tear dim his eye, at this sad separation,

´Tis nature, not fear, that excites his regret;

Far distant he goes, with the same emulation,

The fame of his fathers he ne’er can forget.


That fame, and that memory, still will he cherish,

He vows, that he ne´er will disgrace your renown;

Like you will he live, or like you will he perish;

When decay’d may he mingle his dust with your own.


*Horiston Castle, in Derbyshire, an ancient seat of the Byron family.

** The battle of Marston Moor, where the adherents of Charles I. were defeated.

*** Son of the Elector Palatine, and related to Charles I. He afterwards commanded the fleet, in the reign of Charles II.



Auf Deutsch:


Beim Verlasen von Newstead Abbey

Wofür bautest du die Halle, Sohn der geflügelten Tage? Heute blickst du von deinem Turm, aber in ein paar Jahren kommt der Windstoß der Wüste und heult in deinem leeren Hof

OSSIAN


Durch deine Zinnen, Newstead, pfeifen die hohlen Winde;

Du, die Halle meiner Väter, bist dem Verfall preisgegeben;

In deinem einst fröhlichen Garten haben Schierling und Distel

die Rose erstickt, die spät auf dem Weg blühte.


Von den Baronen in Kettenhemden, die stolz in den Kampf ziehend,

Ihre Vasallen von Europa in die Ebene Palästinas führten,

Sind nur Wappen und Schild, die bei jedem Windstoß klappern,

die einzigen traurigen Überreste, die geblieben sind.


Nie mehr entfacht der alte Robert mit harfenbesaitetem Klang,

Ein Feuer in der Brust für den Lorbeer-Kranz des Krieges:

In der Nähe von Askalons Türmen schlummert Johannes aus Horiston*,

Reglos die Hand seines Spielmanns, durch den Tod.


Auch Paul und Hubert schlafen im Tal von Cressy,

Für die Sicherheit Edwards und Englands fielen sie:

Meine Väter! Die Tränen eures Landes entschädigen euch;

Wie habt ihr gekämpft! Wie seid ihr gestorben! Noch geben die Annalen davon kund.


Auf Marston**, mit Rupert***, im Kampf gegen Verräter

Tränkten vier Brüder mit ihrem Blut das triste Schlachtfeld

Für die Rechte eines Monarchen, ihr Land verteidigend,

Bis der Tod ihre Liebe zur Krone besiegelte.


Schatten der Helden, lebt wohl! Euer Nachkomme, im Abschied

Vom Sitz seiner Vorfahren, heißt euch: Adieu!

Ob im Ausland oder zu Hause, die Erinnerung an euch wird ihm

Neuen Mut verleihen, in Gedanken an Ruhm und Euch.


wenngleich eine Träne sein Auge trübt, bei dieser traurigen Trennung,

Es ist Natur, nicht die Angst, die sein Bedauern erwirkt;

In die Ferne geht er, in eifrigem Streben,

Den Ruhm seiner Väter immer im Sinn.


Diesen Ruhm und diese Erinnerung wird er immer schätzen,

Er schwört, dass er niemals Schande über sie bringen wird;

Wie sie wird er leben, oder wie sie wird er sterben;

Wenn er tot ist, möge sein Staub sich mit ihrem vermischen.


*Horiston Castle in Derbyshire, ein alter Sitz der Familie Byron.

** Die Schlacht von Marston Moor, in der die Anhänger Karls I. besiegt wurden.

*** Sohn des Kurfürsten von der Pfalz und verwandt mit Karl I. Später befehligte er unter Karl II. die Flotte.


Übersetzung: Peter Müller und Eleni Ioannidou





14 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page