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Zwischen Paris, Görlitz und Syros

Ich führte dieses kurze Interview im Kultursalon von Ars Augusta mit dem Pianisten Jonas Vitaud. Während seines Besuchs bei seiner Mutter nutzte er unseren Flügel, um für sein nächstes Konzert zu üben. Er erzählte mir von seinem Leben als Musiker, seiner neuen Rolle als künstlerischer Leiter eines Festivals auf der griechischen Insel Syros und von Görlitz.


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Jonas, kannst uns ein bisschen Informationen über dich geben? Wer bist du, und warum bist du in Görlitz?


Ich bin in Görlitz weil meine Mutter seit 15 Jahren ungefähr hier wohnt, und jetzt ist sie krank und ich kümmere mich um sie. Ich bin Musiker, ich bin Pianist und ich bin auch ein Lehrer, also ich unterrichte an der Musikhochschule von Paris Klavier. Ich spiele auch viele Konzerte, solo aber auch Kammermusik, ziemlich oft mit Sängern und seit kurzem habe ich auch ein Festival - in Syros…


Seit diesem Jahr?


Ja, in diesem Jahr. Das ist ein Festival in Griechenland und es ist das erste Mal dass ich künstlerische Leitung mache, und das ist sehr interessant.


Wie alt bist du? Wann bist du geboren und wo?


Ich bin in Paris geboren 1980, also ich bin 45 Jahre alt.


Du hast mir gestern gesagt, dass du sehr früh angefangen hast, Klavier zu studieren…


Ziemlich früh, ungefähr wie bei den meisten professionellen Musikern, also mit 6 habe ich mit dem Klavier angefangen. Manche fangen sogar früher an. Auch mit 8, in manchen Fällen kann man mit 10 Jahren anfangen, um professioneller Musiker zu werden.


War das die Wahl der Eltern, oder war es Deine Wahl?


Es war meine Wahl. Meine Eltern waren keine Musiker. Mein Vater mochte ein bisschen Jazz aber er war kein richtiger Musikliebhaber. Meine Mutter mochte klassische Musik aber so sehr auch nicht. Ich hatte eine Lehrerin, als ich 5 Jahre alt war, dank ihr könnten wir immer viel Musik hören. Am Ende des Tages wollte sie, dass wir immer 30 Minuten klassische Musik hören und ich habe immer zu meinen Eltern gesagt „ich möchte sehr gerne diese Musik nochmal hören“ und deshalb haben sich meine Eltern, besonders meine Mutter, entschlossen, dass ich Musik mache. Die Wahl fiel auf das Klavier und ich war sofort über diese Wahl enthusiastisch.


Und was war die Musik, die die Lehrerin spielte und dir so sehr gefallen hat?


Ich kann mich an Händel erinnern: "Wassermusik" und "Feuerwerksmusik". Wir haben bestimmt viel andere Musik gehört, aber an diese bestimmte Musik kann ich mich noch erinnern.


Waren das damals Schallplatten?


Ja, genau.


Und dann hast du angefangen Klavier zu studieren. War es ein einfacher Weg oder ein schwieriger? Hat das mit den Lehrern gut geklappt? Hat dein Talent dich auf einen einfachen Weg geführt, oder gab es auch Leid dabei?


Es war natürlich nicht sehr einfach, sondern ziemlich kompliziert. Mein erster Lehrer, ein Amerikaner, war toll. Er war auch Komponist und auch ein Sänger. Er hatte eine hohe Stimme, ein Countertenor, er liebte zu singen und wir spielten auch viel vierhändig zusammen. Also ich spielte viel vom Blatt, es war nicht so viel „Arbeit“ dabei. So habe ich wirklich die Musik geliebt, wegen diesem ersten Lehrer. Wir spielten viel Musik: Buxtehude oder William Byrd bis Bartok oder so. Wir haben viel vom Blatt gespielt und das war wirklich toll, aber er war kein „Rigorist“ Lehrer. Als ich 8 Jahre alt war, im Konservatorium am 17.Arrondisement von Paris, habe ich viel mehr über Technik studiert, wie man Partitur liest usw. aber das war für mich viel langweiliger: wir studierten immer drei Monate am selben Werk, um es immer besser und noch besser zu spielen. Der Kontrast zwischen beiden Wegen war sehr "unangenehm" für mich. Ich mochte es mehr, so wie wir es beim ersten Lehrer machten, dass wir immer wechelten und nie am selben Stück wieder und wieder arbeiteten.


Trotzdem wurdest du zu einem professionellen Konzertpianisten.


Es war unangenehm aber es war auch wichtig. Nach dem ersten Lehrer konnte ich nicht ohne Technik, Partitur lesen und die Lehrer über die Komponisten weiter gehen. Das war wichtig, auch wenn ein bisschen leidvoll.


Aber jetzt wo du künstlerischer Leiter eines Festivals geworden bist, kehrst du irgendwie zurück zu diesem Anfang, wo du einen allgemeineren Kontakt zu Musik und Musiker hattest.


Das ist ungefähr derselbe Ansatz.


Und wie ist es dazu gekommen?


Es war der Freund meiner Schwester: seine Großeltern waren griechisch und er hat sich entschieden wieder in Griechenland zu leben, in Syros…


Stammte er aus Syros?


Nein, er ist in Frankreich geboren. Seine Großeltern stammten aber aus Griechenland, nicht aus Syros, sondern woanders in Griechenland.


Weißt du dass Syros während der osmanischen Herrschaft unter dem Schutz von Frankreich war? Sie haben die Insel von den Türken geschützt. Daher ist der Anteil der Katholiken dort sehr hoch und die Insel ist sehr beliebt bei den Franzosen. Wie heisst das Festival?


Syros International Music Festival (Website).


Gibt es schon länger?


Als ich die erste künstlerische Leitung übernahm (in diesem Jahr) war das schon die dritte Edition, aber bis zu diesem Punkt hat das mit der künstlerischen Leitung nicht so gut geklappt, deshalb hat der Freund meiner Schwester an mich gedacht. Wir kennen uns seit 20 Jahren. Als er in Frankreich lebte, kam er ziemlich oft zu meinen Konzerten und dachte er also „vielleicht frage ich Jonas, vielleicht wäre er einverstanden“. Das war eine tolle Gelegenheit für mich. Ich habe schon eine Edition hinter mir, und vorbereite mich langsam für die nächste Edition.


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Kannst du mir ein bisschen über dieses Festival erzählen? Ist es eine Woche im September?


Normalerweise ist es in Oktober, in diesem Jahr war es gegen Ende Oktober, aber es ist ziemlich kompliziert das Theater immer in der selben Zeit frei zu bekommen, deswegen werden wir im nächsten Jahr es gegen Ende September 2026 machen. Es dauert eine Woche, ungefähr fünf oder sechs Konzerte, wir werden schauen wieviele Künstler wir einladen werden.


Was für ein Publikum spricht ihr an? Lokale oder internationale Besucher?


Es gibt viel internationales Publikum. Ungefähr die Hälfte des Publikums sind aus dem Ausland: Deutsche, Engländer, Franzosen. Es ist nicht so einfach die Griechen zu erreichen, weil es ziemlich teuer ist. Die meisten Griechen sind... arm.


Wieviel kostet ein Ticket?


20 Euro, es ist nicht so viel, aber für Griechen ist es nicht so billig. Man kann es aber nicht billiger machen, weil sonst kann man die Künstler nicht bezahlen.


Wer sponsert?


Ein bisschen die Stadt, ein Paar Sponsors aus Syros...


Aus Europa oder Frankreich?


In diesem Jahr werden wir uns an das Institut Français wenden und wir hoffen auch die Fondation Polignac zu gewinnen, weil ich ein Artist in Residence der Fondation Polignac in Paris bin, und manchmal fördern sie auch Projekte.


Die Französische Botschaft vielleicht auch, wenn man die historische Schnittpunkte zwischen Frankreich und Syros bedenkt.


Das ist sehr interessant, ich wusste das nicht. Das könnte ein Argument sein.


Darfst du schon sagen wer im nächsten Jahr kommt?


Das könnte sich noch ändern, also lieber noch nichts öffentlich machen. (Dann sagt er mir ein Paar namhafte Künstler aus Frankreich).


Das zeigt mir dass du viele Kontakte zu anderen Musikern hast.


Ja, es gibt viele Musiker mit denen ich regelmässig spiele und das sind Musiker mit denen ich immer sehr froh bin zu spielen. Mit dem ersten Künstler (aus denen er mir früher genannt hat) habe ich in diesem Jahr viel gespielt, deswegen will ich ihn für ein Konzert mit zwei Klaviere und Perkussion einladen.


Ist es moderne Musik?


Ja, es gibt keine Musik für zwei Klaviere und Perkussion bevor Bartok. Das erste Werk wurde 1937 geschrieben, früher nicht.


Eine letzte Frage zum Thema des Festivals. Ich sehe dass du dich gerne als Manager für andere Künstler betätigst, du vermittelst Konzerte etc. Machst du das gerne?


Ja, und nicht nur, auch die Bühnen-Elemente interessieren mich. Ich möchte nicht dass es langweilig anzusehen ist.


Es gefällt dir diese neue Rolle?


Das macht viel Spass. Es ist zwar ein bisschen gefährlich, weil ich immer daran denke, und manchmal bin ich nicht so an meiner Arbeit als Pianist konzentriert. Das gefällt mir aber, deswegen denke ich so sehr daran.


Es gibt etwas was Dramaturgie heisst, das finde ich sehr interessant! Aber tatsächlich um das zu machen, muss man sehr sehr viel Zeit investieren, um ein Thema zu studieren etc.


Ja, es ist ziemlich viel Zeit, so wie auch für die Pädagogik. Ich habe in diesem Jahr in Syros viel Zeit daran gewidmet, um die Konzerte dem Publikum zu präsentieren. Ich wollte auch dass die Menschen mehr über die Musik und den Komponisten verstehen, wie war das Stück geschrieben und wie kann man sie mit anderen Werken verbinden? Es war sehr interessant für mich und wichtig für die Leute, diese Erklärungen zu bekommen.


Und schätzte es das Publikum? Nicht alle Menschen haben ein Talent als Sprecher. Wie reagierte das Publikum bei dieser Unterricht?


"Unterricht" ist ein starkes Wort. Das soll nicht zu viel pädagogisch sein, es muss schliesslich kein Konferenz-Konzert werden. Es war neu für das Publikum in diesem Jahr, denn bis dahin haben sie das nie gemacht, Sie sagten aber „ja, das ist interessant, wir mögen es, ein bisschen besser die Werke zu verstehen oder unterscheiden wo man mehr aufpassen kann“.


Wie ist das Publikum für klassische Musik in Frankreich? Wir wissen, dass es immer weniger Menschen in die Konzerte kommen, besonders nach der Pandemie und sie sind überwiegend ältere Menschen.


Ungefähr das selbe gilt auch für Frankreich, ziemlich alte Leute kommen aber nicht überall. Manche "Saisons" haben es geschafft jüngere Leute zu holen. Zum Beispiel die Philharmonie in Paris: es gibt viele Leute unter 30 Jahren, die die Konzerte besuchen, aber für die meisten Institutionen ist es sehr schwierig junge Leute in die Konzerte zu bringen.


Hast du Ideen, wie man jungeres Publikum in die Klassik bringen könnte?


In Syros haben wir auch viele Konzerte vormittags für Schüler, und das war eine wichtige Erfahrung. Das sollte man überall so machen. Die meiste Festivals machen keine Vorstellungen für Schüler und junge Menschen, also es ist eher eine politische Entscheidung. Alle Festivals sollten es machen, es ist wichtig. Ich bin immer sehr froh mit mehr jungen Leuten zu kommunizieren.


Zum Thema "Komponisten": Du sagtest, du spielst zeitgenössische Musik. Hier sehe ich eine CD mit Musik von Debussy. In welcher musikalischen Richtung fühlst du dich zu Hause?


Es gibt verschiedene Richtungen wo ich mich bewege. Die erste Richtung ist "Französische Musik", besonders Debussy, Ravel, Faure oder Henri Dutilleux. Er ist mit Messiaen, der grösste französische Komponist der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts, 2013 gestorben, vor 12 Jahren. Sehr feine Musk, tolle Orchestrierung aber in der Tradition von Debussy und Ravel, nicht so wie Boulez zum Beispiel, der alles neu machen wollte. Aber ich habe auch mit ihm selbst alle seine Werke studiert und das war meine beste Erfahrung als Musiker.


Was ist das Label „Mirare“ wo du deine Musik veröffentlichst?


"Mirare" ist eine "Maison der disque" (Plattenfirma) von René Martin, er organisiert auch viele Konzerte in Frankreich, zum Beispiel das Festival in La Roque d'Anthéron, es ist riesiges Klavierfestival und auch das Festival du Nord, La folle Journée, das sind 4-5 Tage mit ungefähr 250 Konzerten. Fast alle Musiker aus Frankreich sind da eingeladen. In diesem Label bin ich seit mehreren Jahren und ich habe da 6 oder 7 CDs schon veröffentlicht.


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In der CD, die ich in der Hand halte, spielst du auch Werke zu 4 Händen und Musik für Gesang und Tenor, oder sogar mit einem Orchester.


Ich wollte den jungen Debussy zeigen: Werke für Klavier, Kammermusik (4-händig), Melodien mit einem Tenor oder Mezzosopran, und ein Werk mit Orchester, die "Fantaisie" - das nicht so oft gespielt wird, aber sehr schön ist. Es sind verschiedene Facetten des jungen Debussy, als er noch nicht 30 Jahre alt war.


Es gibt so viel Musik aus Frankreich wovon wir in der Welt wenig Ahnung haben. Reynaldo Hahn...


Er ist toll.


Ich habe entdeckt, dass Poulenc polnische Volkslieder (auf polnisch) komponierte. Ich habe sie im Repertoire meines Wettbewerbes aufgenommen.


Das wusste ich nicht, interessant. Also, das ist die erste Richtung für mich: die Französische Musik. Dann kommt die "Deutsche Musik". Sie habe ich viel studiert und sie ist sehr wichtig für mich, besonders Beethoven oder Brahms— das sind meine Lieblings deutsche Komponisten. Auch Strauss (was ich jetzt übe) und Schumann. Die dritte Richtung ist „Russische Musik“ also ziemlich viel Tschaikovsky, ziemlich viel Rachmaninov, ich mag sehr Mussorgsky… das wären die Richtungen. Dann kommt natürlich die zeitgenössische Musik, Französisch oder andere. Ich habe schon Dutilleux benannt, mit dem ich 10 Tage seine Werke studiert habe, wie seine Sonate und sein Werk für zwei Klaviere. Der andere Komponist mit dem ich mich viel befasse ist György Kurtág, ein ungarischer Komponist. Er lebt noch.


Wie hast du ihn entdeckt?


Er war in der Musikhochschule in Paris eingeladen, wo er zwei Jahre verbracht hat. Er war ein guter Freund von Ligeti und hat auch viel für Gesang und viel für das Klavier geschrieben. Die sind immer kurze Stücke: er ist ein Miniaturist, wie Anton Webern. Er ist fast 100 Jahre alt jetzt und seine letzte Oper basierte an Samuel Becketts "Fin de Partie". Und diese Oper wurde in den letzten Jahren viel in Europa gespielt.


Hast du auch Interesse für Theater und Oper?


Ja, ich liebe die Oper. Ich mag seit langem schon Puccini zum Beispiel, ich kenne alle seine Oper.


Welche ist deine Lieblings Puccini-Oper?


Vielleicht „Il trittico“ oder „Fanciulla der West“...


Die letzten….


„Turandot“ mag ich auch sehr, sehr gerne - ich spiele sie oft vom Anfang bis zum Ende…


Spielst du auch Oper? Als Korrepetitor? Eher nicht, oder?


Manchmal, aber ich mag nicht so gerne Opern spielen. Sie klingt besser mir Orchester. Ich spiele lieber Melodien oder Lieder mit Sängern. Ich könnte das auch machen, aber..


Dirigierst du auch?


Ein bisschen, ja, wie Klavierkonzerte von Mozart oder von Beethoven. Ich dirigiere sehr gerne auch kleine Ensemble, aus dem Anfang des 20 Jahrhznderts (Werke für 10 Instrumenten) und Gesang, zum Beispiel „Pierrot lunaire“ (Schoenberg) oder „Drei Gedichte von Stéphane Mallarmé“ von Ravel, solche Werke habe ich schon dirigiert. Aber ein großes Orchester ist nicht einfach zu dirigieren. Aber nur wenn ich auch Klavier spiele, dann wäre es möglich.


Du bist noch jung, aber du hast schon viel gemacht. Du erzählst vom Klavierspiel, Festivals, Dirigieren. Hast du noch Zeit für ein normales Leben und Hobbys oder ist dein ganzes Leben die Musik?


Ich mag sehr, sehr gerne Schach zum Beispiel. Ich bin zwar kein Meister aber ein guter Amateur. Und das macht ich ziemlich oft: ein Tournee im Jahr. Es ist nicht einfach, man muss 10 Tage einplanen, in denen man nur Schach spielt, und es ist nicht so einfach zu organisieren. Sonst mag ich sehr gerne Philosophie, Kino...


Bücher?


Philosophie, Soziologie ja, Romane weniger.


Schreibst du auch?


Nicht so oft, nur für meine CDs. Zum Beispiel für meine Beethoven-CD habe ich den Text geschrieben.


Weil wenn man eine Musik spielt, muss man viel Hintergrund recherchieren…


Meine Beethoven CD war über das „Heiligenstädter-Testament“ und darüber habe ich viel gelesen und dann habe ich versucht darüber zu sprechen. Oder über den „Prometheus Mythos“ im Beethovens Leben und so weiter...


Tun das alle Musiker oder es ist eher deine persönliche Eigenschaft als Musiker, das du Philosophisches hinter der Musik liest?


Einige machen das auch, aber nicht so oft.


Wie hast du zum Beispiel die Klavierstücke von Strauss entdeckt, die ich nicht davor kannte?


Seit ziemlich lange, ungefähr seit 20 Jahren spiele ich an sie, aber jetzt arbeite ich mit einem Schauspieler an Strauss zusammen, wir werden ein Melodram von Strauss spielen: „Enoch Arden“, es ist ein großes Werk, eine Stunde oder ein bisschen mehr, eine tolle Geschichte. Deshalb interessiere ich mich jetzt wieder ziemlich sehr für Strauss. Ich wusste schon seit Jahren dass er diese Kompositionen für Klavier geschrieben hat, aber ich hatte sie noch nie gespielt. Jetzt mit dem Melodram wollte ich mehr Strauss spielen.


Warst du in seiner Heimat in Garmisch-Partenkirchen?


Ja, ich habe dort auch gespielt (Festival in Garmisch-Partenkirchen) mit einer Sängerin, Janina Bächle.


Wir sprachen gestern, über die Möglichkeit, dass du auch Juror für den Lied Wettbewerb sein könntest. Empfindest du dich als Spezialist für Lied?


Ja, ich kenne ziemlich gut das Melodie- und Lieder-Repertoire. Ich habe auch mit verschiedenen Sängern gearbeitet und mit einer Sängerin (ich war zwischen 20-30 Jahren alt) habe ich ziemlich viel gespielt. Das war eine Japanerin, Juniko Tanimura, und zusammen haben wir zwei internationale Wettbewerbe gewonnen, den "Lyon-Wettbewerb für Melodie und Lied" und den "Lilly und Nadia Boulanger" Wettbewerb. Also seit ziemlich langer Zeit mag ich gerne mit Sängern zu spielen und ich mag sehr gerne dieses Repertoire. Im Moment war ich nur Juror bei internationalen Wettbewerben für Klavier aber es würde mich sehr freuen, Juror in einem Lied-Wettbewerb zu sein.


Wenn du künstlerischer Leiter eines Festivals bist, das könnte viele Musiker anziehen.


Genau!


Lass uns über das Thema „Görlitz“ sprechen. Deine Mamma ist Deutsche, stammt sie aus Görlitz?


Nein, sie stammt aus Bad Segeberg und ihre Familie lebt dort. Sie hat aber 30 Jahre lang in Frankreich gelebt und sie hat uns Kinder dort aufgezogen. Als wir groß waren, hat sie sich entschlossen zurück nach Deutschland zu kommen, aber sie wollte nicht zurück nach Bad Segeberg, sondern sie hat sich für Görlitz entschieden. Sie dachte, es wäre eine schöne Stadt und sie möchte gerne da leben, und das hat sie dann gemacht.


Ohne davor Beziehungen zu Görlitz zu haben.


Keine Beziehungen oder Freunde, einfach sie hat die Stadt gewählt.


Und seit 15 Jahren kommst du regelmässig, um deine Mutter zu besuchen?


Nicht sehr oft, aber 1-2 Mal im Jahr?


Hast du Kontakte zu den lokalen Institutionen aufgenommen? Das Theater, Meetingpoint?


Nein, ich habe noch nie richtige Konzerte in Görlitz gemacht und so gut kenne ich die Institutionen in Görlitz nicht.


Das Meetingpoint organisaient jedes Jahr im Januar die "Messiaen Tage".


Ja das weiss ich, aber ich war noch nie da, weder die Konzerte zu hören oder zu spielen…


Würde es dich interessieren?


Natürlich! Ich habe gesehen dass das "Quartett für das Ende der Zeit" jedes Jahr gespielt wird. Es ist ein Werk das ich liebe und oft gespielt habe. Und es wäre toll, es auch hier zu spielen. Ein schönes Festival. Ich habe auch— ich weiß nicht in welcher Kirche es eine riesige Orgel gibt- ein großes Werk von Messiaen gehört, was war es? "L´Ascencion"? Mit riesigen Pfeifen, 32 nur für die Füsse, also sehr tiefe Töne, die man als Mensch kaum hören kann.


Warscheinlich war das die St. Jakobus Kirche.


Ist dort die beste Orgel von Görlitz, oder?


Ich weiß nicht richtig. Und ist deine Mutter jetzt krank, und wie sieht es weiter aus?


Ja, ich werde ein bisschen mehr in Görlitz sein. Ich habe auch zwei Schwestern und wir werden uns organisieren um öfters zu kommen und ihr zu helfen.


Eine Gelegenheit um die Region zu besuchen und kennenlernen. Es gibt schöne Räume in der Region. Warst du auch in Polen?


Ja, ich habe auch in Wroclaw einmal gespielt und dann auch in der Oper in Warschau (Beethoven Konzert).


Als letzte Frage: wie sieht die Zukunft in deinem Leben aus? Träume, Pläne?


Ich möchte ein bisschen öfter Klavierkonzerte spielen. Das ist ziemlich kompliziert. Ich spiele ein Konzert mit Orchester im Jahr, das ist ziemlich wenig. Ich würde ein bisschen mehr.


Ein bestimmtes Konzert?


Aktuell habe ich zwei große Projekte, eins über Enesco und eins über Déodat de Séverac. Enesco hat viele Werke für Klavier oder Kammermusik geschrieben, viele dieser Werken sind sehr selten gespielt. Einige sind zwar sehr oft gespielt - wie die dritte Sonate mit Geige. Mein Traum wäre zum Beispiel das zweite Klavierkonzert von Brahms zu spielen. Ich habe das erste Klavierkonzert schon gespielt aber noch nicht das Zweite. Es ist ein Traum von mir.

De Séverac ist ein „regionaler Komponist“ das heisst er hat viel französische Volksmusik aus dem Süden (Languedoc) gebracht. Er lebte da und er hat versucht am Anfang des 20.Jh die Melodie aus Frankreich, die typische Volksmusik in seinen Werken zu integrieren.


Interessiert dich auch die Volksmusik?


Ja, ziemlich viel, ich habe auch in diesem Jahr eine Serie über Dvorak-Musik gemacht und das ist auch ein Komponist, dessen Klaviermusik nicht so bekannt ist. Man kennt seine Kammermusik, Symphonien, das Cello-Konzert, die Opern aber seine Klaviermusik ist nicht so oft gespielt und er hat auch viel Volksmusik geschrieben.


Haben wir auch im Wettbewerb. Zyklen wie "Im Volkston", "Zigeuner-Lieder"…


Zigeuner-Lieder haben wir im Festival in Syros in diesem Jahr gespielt. Ja, es interessiert mich viel diese Musik zu spielen, und Bartok.


Wie findest du unsere Stadt?


Die Stadt ist toll, ich mag gerne Görlitz.


Magst du historische Städte?


Ja!


Wer weiß wie sich das Leben entwickelt. Aber du bleibst schon in Paris?


Ja, natürlich. Ich unterrichte dort.


Die Pädagogik ist wichtig in deinem leben?


Ja, es ist sehr wichtig für mich, meine Energie an die Unterricht zu widmen, aber auch für Kammermusik. Ich bin zwar kein Kammermusiklehrer aber meine Schüler wissen, dass sie manchmal mit einem Kammermusikwerk kommen können, weil ich das liebe und ich das gerne mache, oder sogar mit Werken von Klavier mit Gesang.


Vielen Dank, Jonas, und hoffentlich hören wir in der Zukunft ein Konzert von Dir in Görlitz.


Ja sehr gerne, hoffentlich!


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Und wir wünschen an Frau Vitaud alles Gute für ihre Gesundheit.





 
 
 

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